Diese bekannte Punktschrift für Blinde wurde 1825
von dem Franzosen Louis Braille erfunden
und ist heute (nach
fast 200 Jahren) die erfolgreichste
und
effektivste Blindenschrift der Welt.
Zum Lesen nutzen Blinde den Tastsinn der Finger. Die Zeichen der
Brailleschrift bestehen nur aus Punkten, da Blinde mit den Fingern erhabene
Punkte viel besser unterscheiden können als andere reliefartige geometrische Formen.
Louis Braille, selbst seit dem 3. Lebensjahr blind, experimentierte lange, bis er die Lösung fand:
6 Punkte waren noch mit einem Finger zu erfassen und konnten doch in unterschiedlicher
Anordnung das gesamte Alphabet aufnehmen:
Das deutsche Braille-Alphabet:
---------- Code-Tabelle Braille deutsch (Braille-Code): ----------
Ziffern hinter dem p in Klammern sind belegte Punkte,
die Punkte werden nach folgendem Schema nummeriert:
Zeile 1: [1] [4]
Zeile 2: [2] [5]
Zeile 3: [3] [6]
Braillezeichen a = p1
Braillezeichen b = p12
Braillezeichen c = p14
Braillezeichen d = p145
Braillezeichen e = p15
Braillezeichen f = p124
Braillezeichen g = p1245
Braillezeichen h = p125
Braillezeichen i = p24
Braillezeichen j = p245
Braillezeichen k = p13
Braillezeichen l = p123
Braillezeichen m = p134
Braillezeichen n = p1345
Braillezeichen o = p135
Braillezeichen p = p1234
Braillezeichen q = p12345
Braillezeichen r = p1235
Braillezeichen s = p234
Braillezeichen t = p2345
Braillezeichen u = p136
Braillezeichen v = p1236
Braillezeichen w = p2456
Braillezeichen x = p1346
Braillezeichen y = p13456
Braillezeichen z = p1356
Braillezeichen ä = p345
Braillezeichen ö = p246
Braillezeichen ü = p1256
Braillezeichen ß = p2346
Braillezeichen ie = p346
Braillezeichen ei = p146
Braillezeichen eu = p126
Braillezeichen äu = p34
Braillezeichen au = p16
Braillezeichen ch = p1456
Braillezeichen sch = p156
Braillezeichen st = p23456
Braillezeichen 1 = p1 [entspricht Buchstabe a]
Braillezeichen 2 = p12 [entspricht Buchstabe b]
Braillezeichen 3 = p14 [entspricht Buchstabe c]
Braillezeichen 4 = p145 [entspricht Buchstabe d]
Braillezeichen 5 = p15 [entspricht Buchstabe e]
Braillezeichen 6 = p124 [entspricht Buchstabe f]
Braillezeichen 7 = p1245 [entspricht Buchstabe g]
Braillezeichen 8 = p125 [entspricht Buchstabe h]
Braillezeichen 9 = p24 [entspricht Buchstabe i]
Braillezeichen 0 = p245 [entspricht Buchstabe j]
Braillezeichen . = p3
Braillezeichen , = p2
Braillezeichen : = p25
Braillezeichen ; = p23
Braillezeichen + = p235 [entspricht !]
Braillezeichen - = p36
Braillezeichen = = p2356 [entspricht ()]
Braillezeichen ( = p2356 [entspricht =)]
Braillezeichen ) = p2356 [entspricht =(]
Braillezeichen < = p56
Braillezeichen > = p45
Braillezeichen _ = p456
Braillezeichen » = p236 [Anführung Anfang]
Braillezeichen « = p356 [Anführung Ende]
Braillezeichen ! = p235 [entspricht +]
Braillezeichen ? = p26
Braillezeichen * = p35
Braillezeichen / = p256
Braillezeichen # = p3456
Braillezeichen % = p123456
Braillezeichen & = p12346
Braillezeichen $ = p46
Braillezeichen ' = p6
Braillezeichen " = p4
Braillezeichen [ = p12356
Braillezeichen ] = p23456 [entspricht Lautzeichen st]
Braillezeichen @ = p345 [entspricht Buchstabe ä]
------------- Ende Braille-Code ---------------
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Louis Braille entwickelte auf der
Basis der 6 Punkte auch eine
Notenschrift für Blinde -
heute existieren noch
weitere Anwendungen.
Das linkeobere Bild zeigt
eine Partitur, rechtsunten eine
chemische Fοrmel in Braille
(englische Variante).
Wie spricht man Braille richtig aus, wie wird Braille richtig ausgesprochen?
Da Louis Braille Franzose war, lautet die französische(nicht die deutsche) Aussprache richtig:
Lui Brei
und seine Schrift nennt sich auf französisch Ekritür Brei.
Bei uns würde man seine Schrift entsprechend Brei-Schrift nennen.
Da dieses für deutsche Ohren etwas seltsam klingt,
hat sich in der Öffentlichkeit die Aussprache
Luis Breil
und Breil-Schrift eingebürgert.
Die englische Aussprache des Namens lautet übrigens
Luis Bräil
und seine Schrift Bräil Wreiting.
Die Grundlagen der Brailleschrift
/ Einführung in die deutsche Brailleschrift, in die Punktschrift von Louis Braille:
Das Grundzeichen für die einzelnen Buchstaben für Blinde besteht aus 6 Punkten und wird manchmal auch als Orientierungs-Zeichen verwendet,
die einzelnen Punkte eines Braille-Zeichens (Buchstaben für Blinde, Blinden-Buchstaben) werden nach folgendem
Schema nummeriert:
obere Zeile
[1]
und [4]
mittlere Zeile
[2]
und [5]
untere Zeile
[3]
und [6]
Wieviele Zeichen sind möglich?
Die Anzahl möglicher Zeichen beträgt 2 hoch 6 = 64,
ohne Leerzeichen also 63. Nicht alle Punkte-Kombinationen sind alleinstehend sinnvoll, da die Schrift im Gegensatz
zur Schwarzschrift mit den Fingern gelesen wird. Das Grundmuster der Braille-Buchstaben »a« bis »j« wird für
die weiteren Buchstaben und Zeichen jeweils um die Punkte [3], [3 und 6] oder nur [6] ergänzt. Danach folgen die
restlichen Kombinationen.
Ein Braillezeichen mit seinen maximal sechs (bzw. acht) Punkten
wird als Form bezeichnet.
Die Größe der tastbaren Braillezeichen beträgt 6 bis 7 mm, üblich sind folgende Abmessungen:
Punkt-Abstände (Abstand Braille-Punkte) 2,5 mm
Punkt-Stärke (Größe Braille-Punkte) 1,5 mm (Durchmesser)
Form-Abstände (Abstand Braille-Zeichen) 6 mm
Zeilen-Abstände 10 mm
Punkthöhe (Erhebung) mindestens 0,4 mm (optimale Höhe 0,5 - 0,7 mm)
Die genauen Abmessungen von Braille-Beschriftungen sind in der -Norm 32976 festgelegt. (für Verpackungen wurde
eine Mindesthöhe von 0,12 mm festgelegt - siehe DIN EN ISO 17351
auf Grundlage der Europäischen Norm EN 15823, vorher DIN 55561)
Durch die taktile Mindestgröße der Zeichen und der Notwendigkeit, dickeres Papier einzusetzen, sind
Schriftstücke und Bücher um ein vielfaches größer und schwerer als vergleichbare Ausgaben in Schwarzschrift.
[ Schwarzschrift ist für Blinde die Bezeichnung der Schrift für Sehende, egal ob diese tatsächlich schwarz ist.
Oft wird für das Gegenteil zur Brailleschrift auch der Begriff Normalschrift verwendet und früher nannte man diese Schrift
Flachschrift. ]
Es gibt nur Kleinbuchstaben, soll ein Buchstabe als Großbuchstabe gekennzeichnet werden, so wird
ein $ (P46) davor gesetzt, das Zeichen
> (P45)
markiert ein Wort, welches nur aus Großbuchstaben besteht
[in der englischen Braille-Schrift wird für Großbuchstaben das Zeichen (P6)
verwendet, welches im deutschen Braille das Apostroph ist -
zwei dieser Zeichen stehen für 'alles Großbuchstaben' / richtige Großbuchstaben gibt es nur im
8-Punkt-Computerbraille / Eurobraille]
Auf Grund der begrenzten Zeichenanzahl erfolgt die Darstellung von Zahlen durch Buchstaben.
Dabei entsprechen den Ziffern von »1« bis »0« die Buchstaben »a« bis »j«. Zahlen werden mit dem Zahlenzeichen (Nummernzeichen)
# (P3456) begonnen, mit Punkten
(P3) gruppiert und mit einem Leerzeichen
oder einem Buchstaben ab »k« beendet. Sollte vor dem nächsten Leerzeichen noch ein Buchstabe von »a« bis »j« oder ein
herabgesetzter Buchstabe (Ordnungszahl) folgen, so beendet ein Apostroph '
(P6 ) die
Bedeutung Zahl. Für Ordnungszahlen und Brüche werden die Punkte der Ziffern
herabgesetzt (entspricht einigen Satzzeichen).
- Darstellung und Beispiele einschließlich Rechenzeichen in Braille siehe
Braille-Zahlen.
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Zum Nachschlagen, Lernen und Üben: „Das Buch der Blindenschrift“vom "Marix Verlag"
In der Brailleschrift sind etliche Satz- und Sonderzeichen mehrfach belegt, wie das Ausrufezeichen und das Plus,
andere verändern in Kombination mit Buchstaben deren Bedeutung, wie Dollar, größer-als, Apostroph, Punkt usw.
- die jeweilige Bedeutung ist stets abhängig vom Kontext der Anwendung
(siehe mehrformige Zeichen oder Kurzschrift)
Wird die Blindenschrift mit der Hand geschrieben, so werden die Punkte mit Hilfe
einer Schablone
(Punktschrift-Tafel) und einem Griffel seitenverkehrt in das Papier gedrückt - gelesen wird, indem
man das Blatt herausnimmt und umdreht. Benutzt man eine Blindenschreibmaschine, so kann
das Umdrehen des Blattes entfallen, geschrieben wird mit 6 oder 8 Tasten (7 oder 9 Tasten mit Leertaste).
Schreiben Sie selbst am PC mit 6 Tasten Braille:
Für spezielle Anwendungen existieren zudem noch Varianten (verschiedene Notationen), bei denen die
Bedeutung der Zeichen teilweise ganz anders ist. Abweichend von der normalen Brailleschrift
(Literaturbraille)
gibt es die Mathematikschrift, die Chemieschrift,
die Musikschrift (Musikbraille) und andere. Es muss daher zuvor darauf hingewiesen werden, dass
ein spezieller Zeichensatz folgt.
In gewissem Maße kann auch das Computerbraille
(8-Punkt-Braille, Eurobraille) als spezielle Notation
betrachtet werden, weil sich einige Unterschiede zur Brailleschrift mit 6 Punkten ergeben. Es gibt aber, außer bei bei Integration in
Literatur-Braille, kein Hinweiszeichen, da das Grundalphabet mit dem der Basisschrift übereinstimmt und elektronische Systeme in der
Regel Computerbraille verwenden.
Versuchen Sie doch selbst mal mit 8 Tasten Braille zu schreiben:
In der deutschen Brailleschrift werden vier Kürzungsgrade unterschieden:
Basisschrift:
In der Regel entspricht jeder Buchstabe der Schwarzschrift einem Braillezeichen. Es gibt nur Kleinbuchstaben,
Zahlen werden durch Buchstaben mit vorangestelltem Zahlenzeichen dargestellt.
Vollschrift:
Buchstabengruppen für deutsche Laute (ch, sch, ie, ei, au, ...) werden durch eigene Braille-Zeichen ersetzt.
(im Computerbraille ist die Vollschrift nicht möglich, da hier die zusätzlichen
Braille-Zeichen für die Ziffern genutzt werden, dafür sind Großbuchstaben und weitere Sonderzeichen
durch Nutzung der Punkte 7 und 8 möglich.)
Kurzschrift:
Anwendung umfangreicher Kürzungsregeln für Buchstabengruppen, um die Wörter kürzer zu schreiben, sowie Nutzung
von ein- und mehrformigen Abkürzungen (Verzeichnis). Der Text kann so um weitere 30 bis 40 %
zur Vollschrift verkürzt werden.
Stenοgrafie:
Kompliziertes Regelwerk zur Verkürzung von Wörtern, Redewendungen und ganzen Sätzen, um gesprochene Sprache
mitschreiben zu können. Es wird mit spezieller Technik (Streifenschreiber) geschrieben und manchmal
auch ein 7- bzw. 8-Punkt-System benutzt.
In der Praxis hat sich bei Schrifterzeugnissen und zur schriftlichen Kommunikation mit und zwischen den Blinden die um 1900
eingeführte Braille-Kurzschrift durchgesetzt. Bei dieser Kurzschrift werden
einzelne Buchstaben und Buchstabenkombinationen für häufig benutzte Worte benutzt und Silben oder
Wortteile nach bestimmten Kürzungs-Regeln durch Kombinationen mit Buchstaben oder auch Sonderzeichen gekürzt.
zum Beispiel:
m für mitfd für Freund,g für gegen
Ungefähr 80% - 85% der literarischen Werke sind bzw. werden in Kurzschrift
gedruckt, weshalb auf das Erlernen
der Kurzschrift nicht verzichtet werden kann. Erfahrene Braille-Leser können
so bis etwa 100 Wörter pro Minute lesen. Zum Vergleich: sehende Leser schaffen etwa 250 bis 300 Wörter pro Minute.
Da die Braille-Schrift seit über 180 Jahren weltweit benutzt wird, wurde sie regelmäßig weiter entwickelt.
Für den deutschsprachigen Raum ist die Brailleschrift-Kommission der deutschsprachigen Länder
und deren Brailleschriftkomitee für die Herausgabe von Standards zur Rechtschreibung und den Kürzungsregeln
zuständig.
Heute wird die Brailleschrift in fast allen Ländern der Erde in phonetisch angepasster
Form benutzt.
Bekräftigt wurde die weitergehende Nutzung auf dem Weltkongress Braille21
im September 2011 in Leipzig.
Nur circa 20% der Blinden beherrschen die Brailleschrift.
In Deutschland leben ungefähr 155.000 Blinde und 500.000 Sehbehinderte. Laut Angaben des Deutschen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes (DBSV) können nur circa 29.000 der Blinden die Brailleschrift lesen - erschreckend wenig!
Die Einteilung der Blinden Deutschlands nach ihrem Alter zeigt, dass die meisten Blinden über 60 sind. Diese
Menschen sind oft nicht mehr in der Lage, die komplizierte Brailleschrift zu erlernen und begnügen sich deshalb
mit akustischen Alternativen. Liegen die Lernprobleme nicht am Tastsinn (taktiles Lesen),
sollten diesen Spät-Erblindeten Alternativen wie Fakoo oder Quadoo angeboten werden.
Diese Angaben sind Hochrechnungen, genaue Zahlen liegen in Deutschland mangels Zählung nicht vor. Es ist aber auf
Grund der steigenden Lebenserwartung und der damit verbundenen "Alternden Gesellschaft" mit einer weiteren
Erhöhung des Anteils an Altersblinden zu rechnen.
Im Verhältnis zur Bevölkerung Deutschlands beherrschen nicht einmal 1% der Menschen die Brailleschrift - und da sind
schon alle Sehbehinderten, Hilfs- und Betreuungskräfte, Angehörige sowie Interessierte einbegriffen.
Welche Blindenschriften wurden vor der Brailleschrift genutzt?
Welche Blindenschriften gibt es noch?
Auch wenn die anderen Schriften kaum eine Rolle spielen, die generelle Gleichsetzung von
Brailleschrift und Punktschrift oder von Brailleschrift und Blindenschrift ist falsch.
Erfahren Sie mehr zu alten und neuen Blindenschriften und deren
zeitlicher Entwicklung auf der Seite alte Blindenschriften
Durch das Entwicklungsjahr 1825 steht fest:
die 6-Punktschrift des Franzosen Louis Braille war eindeutig
einer der ersten praktischen Dual-Codes bzw. Binär-Codes der Welt!(Zwei Zustände: Punkt vorhanden oder Punkt nicht vorhanden = 1 Bit)
Ein Muster-Text in Basisschrift:
(dieser Text wird grafisch dargestellt)
In Vollschrift:
(dieser Text wird grafisch dargestellt)
Und in Kurzschrift:
(dieser Text wird grafisch dargestellt)
Hier steht in allen drei Versionen:
"die braille-schrift hat sich
heute international als
blindenschrift durchgesetzt
und wurde an die
unterschiedlichsten alphabete
angepasst"
Wie man sieht, braucht die Blindenschrift (selbst in der Kurzschrift) viel mehr Platz
als die Schwarzschrift. Daher sind Braille-Bücher sehr umfangreich und teuer.
Der Computer und das Internet ersetzen nach und nach die ursprüngliche
Informationsquelle Buch, da sie eine viel effektivere Speicherung und
flexiblere Darstellung der Informationen zulassen. Besonders das
Internet bietet Blinden Zugang zu unbegrenzten und aktuellen
Informationen, wenn da nicht die Barrieren für Blinde wären:
chaotische Tabellen und Frames, Bilder und Grafiken ohne
Alternativtext sowie nicht barrierefreie Menüs und Scripte.
Helfen wir mit, dass das Internet barrierefrei wird!